Logistik-Experten in Dornburg optimitisch für Elektro-LKW: Leise und günstig
Bei einem Kongress in Dornburg tauschen sich Experten zu Elektromobilen in der Logistik aus. Vorreiter aus Erfurt ziehen eine positive Bilanz: Die Fahrzeuge überzeugen auch durch niedrige Wartungskosten.
Lothar Brosta zeigt das Stromkabel zum Aufladen: Bei der Tagung von Smart City Logistik in Dornburg hat das Unternehmen Orten einen auf Elektroantrieb umgebauten 7,5-Tonnen-Lkw vorgestellt, der sich besonders für die innerstädtische Belieferung eignet. Foto: Tino Zippel (siehe rechts)
Dornburg. Als Lothar Brosta mit seinem Lkw rückwärts fährt, hallt zwar das Piepen über den Marktplatz von Dornburg (Saale-Holzland-Kreis). Ein Motorgeräusch ist aber nicht zu hören. Das Fahrzeug hat keinen Dieselmotor mehr, sagt Alexandra Orten vom Unternehmen Orten Electric-Trucks, das Lkw von Mercedes-Benz auf Elektroantrieb umrüstet. Mindestens 85.000 Euro kostet der Umbau der 7,5-Tonner, deren Nutzlast dank Leichtbau von 1.800 auf 2.300 Kilogramm steigt.
Aktuell schaffen die Lkw 100 Kilometer mit einer Batteriefüllung (Verbrauch: 70 Kilowattstunden). Wir haben das Fahrzeug für die innerstädtische Auslieferung konzipiert, sagt Orten. Heißt: Die Vorteile liegen vor allem darin, ohne Abgase in Stadtzentren zu fahren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Innenstädte für Dieselfahrzeuge gesperrt werden, sagt Orten. Durch das leise Fahrgeräusch wird zudem die nächtliche Belieferung möglich.
Derzeit setzt noch kein Thüringer Unternehmen einen solchen Laster ein, wie die Experten bei der Tagung des Netzwerkes Smart City Logistik auf den Dornburger Schlössern sagten. Zum Abschluss des dreijährigen Projektes stellten die Teilnehmer den Feldtest des neu entwickelten Assistenzsystems vor. Es weist dem Fahrer bei der Auslieferung nicht nur den Weg zum nächsten Kunden, sondern prüft auch ständig, ob die Energie noch bis zum Ziel reicht.
Als Parameter fließt neben der Verkehrslage auch die Temperatur ein. Denn: Bei kalter Witterung schrumpft die Reichweite. Ein Testpartner, der Zigarettenautomaten beliefert, musste deshalb im Winter reagieren. Der Fahrer hat seine Mittagspause dann an einer Imbissbude nahe einer Ladesäule verbracht, sagt Daniel Stegmann vom Projektkoordinator Innoman.
Matthias Krause vom eLog Systembetrieb zieht ein positives Fazit vom Einsatz eines Renault Kangoo zur Apothekenbelieferung mit einer täglichen 85-Kilometer-Tour durch Erfurt. Damit das Auto nicht mehrfach zum Lager am Erfurter Kreuz pendeln muss, fährt viermal am Tag ein Zubringer mit neuer Ware für das Elektroauto, das emissionsfrei im Zentrum liefert.
Bis auf einen unfallbedingten Schaden habe es seit dem Frühjahr 2014 keine Ausfälle gegeben. Die erste Wartung habe nur 78 Euro gekostet im Vergleich zu 300 Euro bei herkömmlichen Lieferfahrzeugen. Die Fahrer haben schnell gelernt, dass sie vor der Ampel nicht zu bremsen brauchen, sondern Energie beim Ausrollen zurückgewonnen wird, sagt Krause. Wir hatten schon Sorge, dass die Bremsen rosten. Er sei nicht abgeneigt, weitere E-Autos in die Flotte aufzunehmen, jedoch warte das Unternehmen auf mehr Auswahl seitens der Hersteller. Zudem brauche es mehr Schnellladesäulen, um auch während eines Stoppes beim Kunden nachzutanken.
Quelle: Ostthüringer Zeitung 02.06.2016 Tino Zippel